Ungarn - 17.06.2025 - Kultur, Königsschlösser und kurioser Kitsch
- Bummelroute

- 17. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Gestern hat uns der Wind mit gut 50–60 km/h fast vom Campingstuhl gepustet. Draußen sitzen? Fehlanzeige. Also haben wir uns in unseren Camper verkrochen, dem Sturm gelauscht und auf besseres Wetter gehofft. Spoiler: Das kam nicht.
Heute Morgen: 18 Grad, windig, grau. Für uns Sonnenverwöhnte (wir reden hier von 30 Grad die letzten Tage!) eher „meh“ als „yeah“. Aber hey – wenn das Wetter nicht mitspielt, dann muss eben Kultur her. Vorteil: Wir konnten unseren Hund Woody im Auto lassen, ohne dass wir ein Parkhaus mit Schatten suchen mussten.
Also, Smartphone gezückt, Google und Tripadvisor durchgewühlt – und zack, Ziel gefunden: Keszthely, das kleine Kulturjuwel am westlichen Zipfel des Balaton.
🏰 Schloss Festetics – Märchen trifft Pracht
Schon mal vorab: Sorry für die vielen Fotos. Aber hier hat Cindy‘s Interior-Designer-Herz gleich höher geschlagen und sie musste „tausende“ Fotos zu machen (ja das hier ist nur ein kleiner Auszug davon🙈)
Nach etwa 45 Minuten Fahrt landen wir gegen 11:30 Uhr vor dem Festetics-Palast. Oder besser gesagt: dem Highlight von Keszthely.
Ein richtiges Märchenschloss – wer hier ist, muss das gesehen haben.
Kein Scherz, das gehört auf jede Bucketlist mit Stil.
Der Eintritt? 4600 Forint pro Person, ca. 10 CHF. Aber Achtung: Es gibt keine Einzeltickets fürs Schloss allein – nur Kombitickets mit einer oder mehreren Ausstellungen.
Wir entscheiden uns spontan für das Amazon House – mehr dazu gleich. Wer noch mehr sehen will, kann sich auch für alle fünf Ausstellungen entscheiden (Marstall, Modelleisenbahn, Jagd, Amazon House, Historisches Museum). Uns war das ehrlich gesagt zu viel des Guten.
📖 Die Geschichte - kurz und knapp
Der Palast wurde im 18. Jahrhundert vom ungarischen Adelsgeschlecht Festetics erbaut und über die Jahrhunderte ständig erweitert. Die Familie war nicht nur stinkreich, sondern auch recht fortschrittlich – die riesige Bibliothek mit über 80.000 Bänden beweist’s.
Der Bau vereint barocke, klassizistische und neobarocke Elemente – und das sieht man! Hohe Decken, prunkvolle Kronleuchter, und ein Speisesaal, der selbst Sissi vor Neid hätte erblassen lassen.
Das Prachtstück von aussen:

… und hier die Innereien:


🧳 Amazon House – edel reisen, damals halt
Das Amazon House liegt ein paar Minuten vom Schloss entfernt und zeigt, wie sich der Adel früher auf Reisen begeben hat – also mit Stil, viel Gepäck und möglichst wenig Staub.
Die Ausstellung ist liebevoll gemacht, mit historischen Kutschen, Kleidung und Reisekoffern, wie sie heute keiner mehr tragen könnte (manche sehen aus wie halbe Kleiderschränke mit Griff).
Trotzdem: Uns hat’s nicht umgehauen. Vielleicht, weil wir schon zu viele Museen dieser Art gesehen haben. Aber wenn man auf historischen Jetset steht – reinschauen lohnt sich!
🍽️ Zenit Restaurant – lieber nicht, danke
Apropos Reinfallen: Direkt neben dem Amazon House liegt das Restaurant Zenit. Es riecht gut, sieht einladend aus – aber lasst euch nicht täuschen!
Wir verlinken das Restaurant hier ganz bewusst nicht, denn:
Geschmack = null, Gewürze = Fehlanzeige.
Der Koch hat entweder keine Nase oder keine Lust – beides tragisch. Spart euch das Geld und die Kalorien.
💀 Kossuth Lajos Straße – schräg, skurril, unterhaltsam
Statt Frustessen, machen wir lieber einen Verdauungsspaziergang durch die Fußgängerzone.
Entlang der Kossuth Lajos utca läuft man vorbei an bunten Fassaden, kleinen Läden und… Museen. Aber nicht irgendwelche. Nein, hier reiht sich Skurrilität an Skurrilität.
Wer ein bisschen Zeit hat, kann sich ein Kombi-Ticket für 7 schräge Museen holen. Hier die Highlights:
Puppenmuseum
Über 500 handgefertigte ungarische Trachtenpuppen – jede Region, jeder Stil. Liebevoll gemacht, ein Traum für Sammler.
Historisches Panoptikum
Wachsfiguren in Lebensgröße – von ungarischen Königen bis zu Revolutionären.
Schneckenhaus-Parlamentsnachbildung
Ja, du hast richtig gelesen: Das ungarische Parlament aus über 4 Millionen Schneckenhäusern!
Foltermuseum
Mittelalterliche Foltermethoden? Check. Gerätschaften zum Zusammenzucken? Nichts für zarte Nerven.
Spielzeugmuseum
Von Blechrobotern bis Puppenstuben – eine Zeitreise für Kindheitsnostalgiker.
Erotikmuseum der historischen Zeit
Antike Statuen, alte Zeichnungen und pikante Überraschungen. Nicht schmuddelig, sondern fast schon kunsthistorisch.
Nostalgiemuseum
DDR-Radios, uralte Fernsehgeräte, Werbeplakate und Küchenmaschinen – eine echte Reizüberflutung.
Zum Abschluss zurück ins Camperleben
Nach so viel Geschichte, Kuriosität und kulinarischem Fehltritt machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Campingplatz.
Ein Tag voller Eindrücke, Staunen, Augenrollen (Zenit!) und viel Stoff für neue Anekdoten.
Keszthely? Kleinstadt mit Schloss-Charme, Museums-Kitsch und genug Unterhaltung für einen ganzen Tag – auch bei schlechtem Wetter!


















































































































































































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